Die White Galloways vom Bebensee
Auf ihrem Hof in Bebensee im schönen Schleswig-Holstein widmet sich Mechthild Bening seit vielen Jahren sehr erfolgreich der Zucht von White Galloways: „Ein ästhetisches Fleischrind mit bestem Interieur zu züchten, ist meine Passion“.
Mechthild Bening
Die Zucht von White Galloways
Nachdem ich bereits Mitte der 80er Jahre vom ersten Anblick eines Galloway-Rindes völlig verzaubert war, beschäftigte ich mich fortan in der Theorie mit allem, was zu diesen Rindern veröffentlicht wurde – wenig genug, war doch die Mutterkuhhaltung seinerzeit noch so gut wie unbekannt.
Im Jahre 1992 war endlich der Zeitpunkt für die Praxis gekommen: Bei der 2. Galloway-Bundesschau begegnete ich erstmals einem White Galloway. Calla vom Moor war es, und die Entscheidung für diesen Farbschlag war gefallen.
Anfänge & Erfahrungen
Wunsch und Wirklichkeit bei der Rinderzucht
Natürlich habe ich beim Aufbau meiner Herde allerlei Anfängerfehler gemacht und bin auch unseriösen Händlern auf den Leim gegangen. Entweder gibt man desillusioniert auf, oder man ist von der Leidenschaft gepackt und lernt aus all diesen Fehlern.
Die Wünsche eines Rinderzüchters
- Grasende Rinder, wiederkäuende Kühe, unendliche Friedlichkeit und Muße.
- Grüne Wiesen, gelbe Butterblumen, weiß-blauer Himmel und ein immerwährender Ertrag von satten Weiden.
- Sanfte Mutterkühe, springlebendige Kälber und friedfertige Bullen, ein perfekt harmonisches Rinder-Familienleben.
- Einen gleichmäßigen Frühling, steten Sommer, milden Herbst und Winter woanders.
- Hervorragende Zuchttiere, überdurchschnittliche Zuchterfolge, Schlange stehende Interessenten.
- Ewig haltende Zaunpfosten, niemals rostende Drähte, nicht versiegende Batteriekräfte, frisches Wasser im Überfluss.
- Keinen Papierkrieg, keine Administration, keine Notwendigkeit, mit Ämtern in Kontakt zu treten, keine Verpflichtung zu An- und Abmeldungen, zu Untersuchungen und Bestandserhebungen.
- Niemals die Entscheidung über die Schlachtung eines Tieres treffen zu müssen und diesen Part der Fleischrinderhaltung in andere Hände geben zu können.
- Gemütlich auf der Wiese an der Koppel sitzen, den Tieren zuschauen und den Versprechungen glauben, dass Robustrinderhaltung nichts mit Arbeit zu tun hat.
Die Wirklichkeit eines Rinderzüchters
- Entbrennen des Züchters für einen der seltensten Farbschläge bei den Galloways: den Whites mit nur ganz wenigen Blutlinien.
- Die Erfahrung, dass es keine Garantie für perfekte Markierungen gibt. Ebenso wenig wie für die Geburt von überdurchschnittlichen Zuchttieren.
- Die Feststellung, dass Zaunpfosten immer kürzere Lebenszeiten haben, Drähte gerne reißen und Batterien zum unpassenden Zeitpunkt keinen Saft mehr haben. Und Rinder gerne auch mal die Umgebung erkunden.
- Die Erkenntnis, dass trotz perfekter Vorbereitung für eine Schau auch das vermeintlich tollste Schautier nicht ganz vorn stehen muss. Auch Zucht-Richter haben ihre eigenen Vorstellungen.
- Die Wahrheit, dass ertragreiche Weiden aufwendig gepflegt und gehegt werden müssen. Und viel Arbeit darin steckt, eine Grasnarbe so zu erhalten, dass die Rinder sich sommers wie winters wohlfühlen und genug zu beißen haben.
- Die Realität, dass der Winter lang und oft grimmig ist, das Wasser einfriert und die Tiere trotzdem nicht dürsten dürfen, man Stein und Bein friert, um bei Frost die Raufen zu füllen.
- Dass es mühselig ist, für all diese Arbeiten eine Vertretung zu organisieren, wenn einmal ein paar Tage Abwesenheit von Haus und Hof geplant sind.
Die Belohnung
Und gerade deshalb …
Das Schönste auf der Welt ist es, die Geburt von Kälbern zu erleben, über die sich ständig steigernde Friedfertigkeit und Zuwendung des Zuchtbullen zu staunen und die verschiedenen Charaktere der Mutterkühe kennenzulernen. Denn jede einzelne ist eine Persönlichkeit, die man niemals mehr missen möchte.
Und darum bleibt man dabei, fängt an, Zuchtziele zu definieren, Forschungsarbeiten zu konzipieren, Menschen für den Aufbau einer Herde zu begeistern und nicht zuletzt das Fleisch des Fleischrindes White Galloway so zu vermarkten, wie es ihm gebührt: als Fleisch von Edeltieren.
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Die aktive Herde vom Bebensee