Mein erstes eigenes Kalb – Washington von Martin’s Hof

Endlich, am 27.04.2023 war es soweit, meine Sanibel vom Bebensee wĂĽrde kalben und Mama und Mechthild beschlossen, dass wir dabei sein MĂśSSTEN.

Da wir in der Schule Handyverbot haben, sauste Mama los in die Schule und zum Glück hatte unsere Lehrerin Verständnis und wir durften gehen.

Auf dem Hof bei Mechthild angekommen, bekam Sanibel gerade die erste Blase. Vom Haus kann man ideal auf die Hauskoppel gucken. In der Zeit, in der wir es uns gemütlich machten, suchte Sanibel sich einen neuen Platz zum Liegen. Wir litten bei jeder Wehe mit. Während wir sie gespannt von oben aus dem Haus mit Ferngläsern beobachteten, legte Sanibel sich noch einige Male anders hin. Zu unserem Glück lag sie am Ende so, dass wir sie von der Seite sahen und beobachten konnten, wie das Kalb zur Welt kam.

Nach einigen starken Wehen konnte man die Vorderfüßchen sehen und kurz darauf kam schon das Kalb. Sanibel stand sofort auf und fing an, ihr Kälbchen trocken zu lecken und wir begannen natürlich sogleich zu rätseln, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Ich tippte auf ein Mädchen, da diese meistens einen schmaleren Kopf haben als die Bullkälber und der Kopf des Kalbes noch nicht besonders breit aussah. Das lag jedoch daran, dass es noch nicht richtig trocken war. Es versuchte mehrmals aufzustehen, doch fiel es immer wieder um, wobei es richtig süß und tollpatschig aussah. Kurze Zeit später stand es jedoch schon recht stabil auf den Beinchen und fing an zu nuckeln, worüber wir alle sehr froh waren.

Ich glaube, ich bin nicht die einzige, die sich direkt schockverliebt hat.

Es war gut markiert und gesund, weshalb mir schon einmal ein großer Stein vom Herzen fiel. Als wir am späten Vormittag nach unten auf die Koppel gingen, ließ Sanibel uns schon sehr dicht an ihr Kalb heran, trotzdem gaben wir ihr Leckerlies, um sie abzulenken. Die Nachgeburt hatte sie noch nicht bekommen. Als ich das Kälbchen trocken und aus der Nähe sah, glaubte auch ich, dass es ein Junge sei. Es hatte einen perfekten, kurzen Kopf und große schwarze Kulleraugen, einfach zum knuddeln. Wir schauten nach, ob es tatsächlich ein Junge war und unsere Vermutung bestätigte sich. Nachdem Sanibel inzwischen auch die Nachgeburt bekommen hatte, gönnten wir den beiden ihre wohlverdiente Ruhe.

Am späten Nachmittag, als Sanibel an der Heuraufe fraß und der Kleine am oberen Ende der Koppel ein Nickerchen hielt, desinfizierten wir den Nabel mit Betaisadonna. Das ist wichtig, damit keine Bakterien eindringen. Anschließend kontrollierte ich, ob das Kälbchen das Darmpech schon runter hatte, was jedoch noch nicht der Fall war. Wir streichelten den Kleinen ein bisschen, sein Fell war sehr weich. Dann kam seine Mutter zu ihm, wir streichelten auch Sanibel kurz und dann zogen sich die beiden zurück.

Ein paar Tage später, am Sonntag, trafen Jan, Anna, Mechthild und ich uns, um das Kälbchen zu taufen und die gesetzlich vorgeschriebenen Ohrmarken zu setzen. Ich habe mich für den Namen Washington von Martin’s Hof entschieden.

Washington ist nicht nur eine Stadt, sondern auch eine Insel im Michigansee und das passt gut, denn der Name seiner Mutter Sanibel ist ebenfalls von einer Insel abgeleitet.

Um die Ohrmarken zu setzen, suchten wir uns das Zubehör, das wir hierfĂĽr und zum Wiegen des Kalbes benötigten, zusammen. Dann fixierten wir die KĂĽhe – und auch Sanibel, die das problemlos akzeptierte – im Fixiergitter. Wir machten Washington, der sein Darmpech inzwischen runter hatte, ein Kälberhalfter um, um den Kopf besser fixieren zu können. Zu dritt wurde er gut festgehalten und Washington zappelte im Vergleich zu anderen Kälbern nicht doll, so dass ich ohne Probleme die beiden Ohrmarken setzen konnte. AnschlieĂźend legten wir ihm das Wiegegeschirr an Und dann wogen wir ihn. Mit seinen 28 kg gehört er zu den leichteren Kälbern dieses Jahrgangs. AnschlieĂźend durfte er wieder auf die Weide und mit den anderen Kälbern spielen. Aber erst zeigte er seiner Mutter noch ganz stolz seine beiden Ohrmarken, die bei seiner Winzigkeit noch riesig aussahen.

Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem ich mein erstes Kalb, den kleinen Washington von Martin’s Hof nicht besuche und mich an seiner Entwicklung freue. Und natürlich ist Anna auch meistens dabei.