Sanfte Weidepflege – im Einklang mit der Natur

Ein tolles Team: Rinder und Pferde ergänzen sich bei Weidepflege und Parasitenbekämpfung sehr effektiv.

Die alten Landstallmeister und Verwalter großer Gestüte haben es gewusst: Eine erfolgreiche Pferdezucht ist ohne eine Rinderherde nicht möglich, weil sich speziell diese beiden Arten haltungstechnisch hervorragend ergänzen und hinsichtlich Weidepflege und Parasitenbekämpfung zahlreiche Vorteile bringen. Dieses alte Wissen ist in heutiger Zeit vielfach in Vergessenheit geraten – und muss sich oft über den Umweg der Wissenschaft wieder in den Köpfen von Landwirten und Pferdezüchter etablieren

Und als ich das erste Mal davon hörte, war es beschlossene Sache, bei den Galloways vom Bebensee soll es anders herum funktionieren: Pferde müssen auf den Hof, wenn auch zuerst nicht aus Passion fürs Pferd, sondern eher als „Parasiten-Polizei“.

Es wurde weiter recherchiert und dabei bestätigte sich, dass Magen-Darm-Parasiten von Pferden und Rindern wirtsspezifisch sind. Infektiöse Stadien von Pferdewürmern, die von Rindern aufgenommen werden, entwickeln sich nicht zu Erwachsenen (und umgekehrt).

Pferde und Rinder beherbergen nicht nur verschiedene Arten von Magen-Darm-Parasiten, sondern haben auch unterschiedliche Weidegewohnheiten. Pferde neigen dazu, sehr bodennah zu grasen und Bereiche zu meiden, die zuvor mit Fäkalien kontaminiert waren, was zu einem Weidebild führt, das sich einerseits durch relativ homogene Grasflächen (,lawns’) und andererseits den höher wachsenden sogenannten Geilstellen (,roughs’) auszeichnet. Da Rinder nicht so dicht am Boden grasen können, nutzen sie insbesondere auch diese Bereiche, die von Pferden gemieden werden – und tragen so auch dazu bei, die Geilstellen zu begrenzen.

Und natürlich eignen sich unsere dominant hornlosen, unkomplizierten und verträglichen Galloways für die gemeinsame Weidehaltung ganz besonders. Die Schleswiger Kaltblutpferde, einst als Parasiten-Polizei angeschafft, haben sich inzwischen einen beachtlichen Platz auf dem Hof erobert du verdient. Auf allen hausnahen Flächen wird grundsätzlich Mischbeweidung oder Wechselbeweidung praktiziert und neben dem spürbar reduzierten Parasitendruck brauchen wir auf diesen Flächen nicht maschinell zu „putzen“. Besucher sind regelmäßig erstaunt über unseren „Golfrasen“.

Ein besonderer Benefit am Rande: unsere Pferde sind wirklich kaltblĂĽtig. Beim Fahren oder Ausreiten bringt das Passieren von Rinderkoppeln nicht die geringste Aufregung mit sich, man kennt sich ja.

Dass es viele Vorteile mit sich bringt, Pferde und Rinder gemeinsam zu weiden, ist hier noch einmal auf den Punkt gebracht:

  • Verringerung des Parasitendrucks: Pferdespezifische Parasiten werden im Verdauungstrakt der Rinder abgetötet und umgekehrt.
  • UnterstĂĽtzung eines ernährungsphysiologisch wertvollen Weidebewuchses: Das selektive Grasen beider Tierarten wird wechselweise kompensiert.
  • Erhöhung der allgemeinen Weidehygiene: Die Entstehung von „Geilstellen“ verringert sich.
  • Verbesserung der Narbenqualität: Rinder dämpfen das aggressive Trittverhalten und den tiefen VerbiĂź der reinen Pferdebeweidung.