Mit Haut und Haar: das Fell vom White Galloway
Nachhaltige Rinderhaltung bedeutet selbstverständlich, so viele wie möglich der wertvollen Naturalien eines Rindes zu verwerten. Und da fällt jedem sofort das wunderbare Fell des White Galloway ein.
Das Gerben eines Felles ist inzwischen sehr kostspielig geworden. Das liegt zum einen an den immer strenger werdenden Umweltauflagen für die Gerbereien, zum anderen aber auch daran, dass die Haut unserer Galloways besonders dick ist. Unter ihrem Fell, dem sogenannten Doublecoat, hat sich im Laufe der Lebensjahre eine sehr viel dickere Hautschicht gebildet, als diese bei einem Stallrind ist. Verständlich, denn woher sollte denn die stoische Ruhe kommen, mit der selbst eine ein Kalb führende Mutterkuh beträchtliche Schneemengen völlig ungerührt lässt. Galloways verdanken ihre Wetterfestigkeit ihrem sogenannten Doublecoat. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes „dickfellig“.
Um ein Fell gerben zu lassen, muß die Schlachtung im Winter erfolgen, wenn der „Pelz“ am dichtesten ist. Und natürlich entscheiden wir sehr sorgfältig, welches Fell gegerbt werden soll. Alles muß passen: Die Farbgebung, die Markierung, die Haarlänge und Haardichte, alles soll außergewöhnlich schön sein. Das Rind muß über ordentliche Manieren verfügen, das heißt, es darf sich nicht so sehr gescheuert haben, damit keine kahlen Stellen im Fell sind und ein wenig säuberlich sollte es auch mit seinem schönen Haarkleid umgegangen sein. Wenn das alles stimmt, muß auch noch der Schlachtermin in der richtigen Jahreszeit liegen. Nach dem dünneren Fell im Sommer soll der dickere Mantel schon wieder ausgebildet sein, darf aber auch noch nicht zu Verfilzungen neigen. Der Schlachter muß die nötige Kapazität haben, um das Fell sofort nach der Schlachtung „über die Ohren zu ziehen“.
Da wir unsere Tiere selber zum Schlachter fahren und in der Regel auch persönlich beim Schlachtvorgang dabei sein dürfen, ist dann nur ein wenig Wartezeit zu überbrücken. Dann heißt es, mit dem frischen Fell sofort in die Gerberei zu fahren, nur so ist allerhöchste Qualität und lange Lebensdauer für das Fell gewährleistet. Da es nur noch sehr wenige Gerbereien in Norddeutschland gibt, führt ein langer Weg dann einmal quer durch Schleswig-Holstein von West nach Ost, aber in unserer Traditionsgerberei ist diese wertvolle Naturalie unserer Rinder in bester handwerklicher Obhut.
Mindestens zwei Monate Zeit und viele Arbeitsgänge benötigt der Gerber, um hieraus ein kuschelweiches Fell zu machen. Weich, warm und widerstandsfähig, erfreut es jetzt mit den gleichen angenehmen Eigenschaften, wie vorher am lebenden Rind. Die Berührung macht ein Wohlfühlgefühl, Schmutz ist leicht herauszubürsten und jedes Haustier macht nun seinem Besitzer diesen Platz streitig.